2 halbe Tage Karaganda

Als ich Ende der 1980er Jahre zum ersten Mal beruflich mit Russlanddeutschen zu tun hatte, fiel oft der Name der Stadt Karaganda. Sie ist seit Anfang der 1930er und vor allem auch Anfang der 1940er durch die Verschleppung von der Wolga zur zwangsweisen Heimat vieler Russlanddeutscher geworden. Einer von Ihnen, der erste dort geweihte Priester ist der heutige Bischof von Novosibirsk Joseph Werth. Mit ihm, Bischof Pickel aus Saratow, Generalvikar Kyrill aus Moskau und der dreiköpfigen US-Delegation sind wir unterwegs gewesen. Für mich war es etwas ganz besonderes, in der alten Kathedrale, in der Bischof Joseph vor39 Jahren seine Primizmesse gefeiert hat, mit ihm, den anderen Bischöfen, Priestern und der Gemeinde den Gottesdienst zu feiern. Das Programm war umfangreich. Bewegend war auch unser Besuch in der Steppe auf dem Gedenkfriedhof für die vielen Opfer der stalinistischen Zeit. Viele Menschen unterschiedlichster Nationalität haben ihr Leben gelassen. Die dreistündige Rückfahrt nach Astana zurück saß ich neben Bischof Joseph im Auto. Die ganze Zeit erzählte er mir über seine Lebens-, Familien- und Glaubensgeschichte. Ich erfuhr dieser Tage schon von ihm, dass es ein 30stündiges Filmmaterial gibt, nach ausführlichen Interviews mit ihm. Nun geht meine gut zweiwöchige Reise langsam zu Ende. Ich bin im Quartier zurück und werde nun in aller Ruhe meinen Koffer packen. Heute Nacht um 3 Uhr Ortszeit (wir sind nach der Zeitumstellung in Deutschland nur noch 4 Stunden weiter hier) wird der Wecker gehen. Umgebucht habe ich wegen des Streiks nach Amsterdam, über Istanbul. Wenn alles klappt, soll in morgen um15:45 Uhr in Amsterdam landen.