Heute am Vorabend des Jahrestags fand in der Kleinen Kirche neben dem Osnabrücker Dom ein politisches Nachtgebet aus Anlass des Überfalls auf die Ukraine statt. Die Impulsbeiträge kamen von Regina Elsner aus Berlin und Gerrit Schulte aus Osnabrück. Während Gerrit Schulte mit der Frage haderte, warum Gott nicht eingreife, forderte Regina Elsner uns auf, die Verantwortung dieser Tragödie nicht einer einzigen Person anzulasten, sondern uns auch zu fragen, welche Verhinderungsmöglichkeiten in den letzten Jahren ausgelassen wurden. Die zwei Stunden der Friedensandacht und des sich angeschlossenen Gesprächs im benachbarten Forum am Dom haben jeden Besucher nachdenklich in den Bann gezogen. Auch die begleitenden Texte haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Zwei kurze Bausteine will ich an dieser Stelle zitieren. Das erste Zitat ist dem ratlosen Psalm von Stephan Wahl entnommen. Gegen Ende heißt es da: „Sei unter denen, die nicht schweigen, die nicht wegschauen, die nicht achselzuckend sagen, was kann ich schon bewirken. Höre unser Beten, unser Schreien, es Töne in Deinen Ohren, unsere Angst um die Welt unserer Kinder und Kindeskinder. Sie hast Du uns in die Hände gegeben, Deine Welt ist die unsrige. In die Hände fallen soll sie Nichten Machthungrigen ohne Gewissen.“ Das andere Zitat ist ein Gebet der Vereinten Nationen zur Verantwortung für die Welt, aus dem Gotteslob: „Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.“