Kälte

Es ist immer das Gleiche. Erst wenn es bei uns mal so richtig kalt ist, richtig klirrekalt, entwickeln wir ein Gefühl, wie es wohl sein mag, im Winter auf der Straße leben zu müssen. Unvorstellbar ist dies für mich. Nun habe ich, wie auch unsere ehemaligen Russlandfreiwilligen extreme Kälte zu spüren bekommen. Und doch war es nie so, minus 30 oder gar minus 40 Grad stundenlang draußen ausgesetzt worden zu sein. Mir hat es schon gereicht, eine knappe Stunde bei minus 27°C Suppe am Container in der Nähe des Bahnhofs von Barnaul mit ausgegeben zu haben. Monate lang sibirische Winter draußen überleben zu müssen, das ist wirklich ein einziger Überlebenskampf. Und nicht jede(r) schafft es. Deshalb sind mir unsere Obdachlosenprojekte in Kaliningrad (-17°C), St. Petersburg (-26°C), Wolgograd (-17°C), Nischni Tagil (-30°C), Omsk (-34°C), Novosibirsk (-32°C) und Barnaul (-31°C) besonders wichtig (in Klammern die Tiefstemperaturen dieser Tage). Meine langjährige Kollegin bei der Caritas Sibirien, Susanne Staets, hat bewegende Bilder von Menschen auf der Straße gemacht, darunter auch dieses, das mir besonders gefällt. Allein wenn ich´s sehe, fröstelt es mich immer.